von Günter Hartmann
Band 98/99 der Orpheus-Schriftenreihe, 2 Bd., 1076 S., Ganzleinen, € 98,00, ISBN 3-922626-98-X
Mit diesen Bänden wird in einer stark erweiterten Fassung des Verfassers Bonner Dissertation von 1985 „Die Orgelwerke von Sigfrid Karg-Elert (1877–1933)“ für den Buchmarkt präsent, nachdem bereits 1999 im Beitrag „Karg-Elerts Harmonologik“ (Band 93 der Orpheus-Schriftenreihe) Vorstufen und Stellungnahmen zu Kargs polaristischer Harmonielehre vorgelegt wurden.
Karg-Elerts Lehrbuch von 1931 ist auf Rationalität und Reine Stimmung ausgerichtet und leistet bereits die volle Integration der seit 400 Jahren umkämpften Naturseptime. In den frühen Jahren der DDR erfolgte der höhere Unterricht an den wichtigen Plätzen Leipzig, Halle, Berlin nach Karg-Elerts Lehre. Der Mann, ein Meister des Orgelspiels, griff also nicht einfach nur in die Tasten, sondern kannte sich in den Harmonieverbindungen eben auch der Terz- und der Septverwandtschaft aus. Mithin verdient sein Komponieren für die Orgel und das damals aufkommende Kunstharmonium, dessen Klangfarbenreichtum er voll einzusetzen verstand, unser besonderes Interesse.
Ein historischer Hauptteil stellt die Veröffentlichungen zu Kargs biographischem und künstlerischem Umfeld vor, das in vergangenen Zeiten nicht immer der Wahrheit gemäß abgehandelt wurde. Im analytischen Teil werden dann die Orgelwerke einschließlich der Bearbeitungen besprochen. Dem systematischen Teil ist ein Werkverzeichnis von Kargs Musik für Harmonium vorgeschaltet. Sodann geht es um Fragen zum Harmonium- und Orgelbau. Materialien zum Stil der behandelten Musik schließen sich an.
Abgerundet wird die Arbeit durch ein Kapitel zum „Verhängnis der Beziehung zwischen Musik und Politik“, das verstehen lehrt, warum dieser bedeutende Komponist und Theoretiker am Leipziger Konservatorium unter dem legendären Karl Straube lediglich als ein auszulassendes Stichwort (Piersig) eingestuft wurde.